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Angehörige und Ärzte begeben sich bei der Sterbehilfe sehr leicht in einen gesetzlich grauen Bereich und leicht wird der Vorwurf von Tötung oder Mord erhoben. Patientenverfügungen werden oft nicht respektiert, oder sie wären so kompliziert zu verfassen, dass es ohne die Beihilfe eines Arztes schwer ist, diese hieb- und stichfest zu machen. Oft verhalten sich Ärzte auch (über)vorsichtig, um nicht juridisch belangt werden zu können. Zu berücksichtigen ist auch, dass erst durch die moderne Medizin solche Fälle immer häufiger werden, die ein nur vegetatives Leben erhalten helfen. Sind lebenserhaltende Maßnahmen ohne Aussicht auf Heilung sinnvoll? Wobei man fragen muss, ob solch medizinischer Fortschritt (?) wohl nicht eher ein Fluch als ein Segen ist. Es ist wünschenswert, wenn der Einfluss der katholischen Kirche noch weiter zurückgeht und einer menschlichen Lösung des Problems nicht mehr im Wege steht.
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Ein fundamentaler Wert des Menschen ist für mich die Würde und die Autonomie der eigenen Entscheidungen. Eine vorgebliche moralische Gängelung des Einzelnen in solch existenziellen Fragen durch die Kirchen (auch der evangelischen) ist abzulehnen. Das Leben war der katholischen Kirche ja nicht immer so heilig, wie sie heute vorgibt. Sonst wären im Mittelalter bis in die nächsten Jahrhunderte herauf durch sie nicht viele Hunderttausende (wenn nicht mehr) durch Inquisition, Hexenverfolgung und bei der Eroberung des neuen Kontinentes, ums Leben gekommen. Waffen wurden noch im vergangen Jahrhundert gesegnet und Kirchenglocken zu Waffen geschmiedet. Statt zum Frieden aufzurufen, stachelten die Kirchen noch die Soldaten auf ihre Pflicht zu tun und auf den Koppelschlössern stand noch im 2. Weltkrieg "Gott mit uns". Es geht damit den christlichen Kirchen jede Berechtigung ab sich groß als Lebensschützer aufzublustern (Abtreibung).
Die Glaubwürdigkeit ist so nicht gegeben. Es bringt den vielen Opfern wenig, wenn sich die Kirche im Nachhinein entschuldigt und einen Galileo Galilei „rehabilitiert“. Darauf hat die Welt sicher nicht gewartet.
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Ich möchte hier auch noch die Sichtweise eines großen Philosophen in Bezug auf menschlichen Fortschritt wiedergeben, und zwar von Bertrand Russel:.
„Wenn man sich auf der Welt umsieht, so muss man feststellen, dass jedes bisschen Fortschritt im humanen Empfinden, jede Verbesserung der Strafgesetze, jede Maßnahme zur Verminderung der Kriege, jeder Schritt zur besseren Behandlung der farbigen Rassen oder jede Milderung der Sklaverei und jeder moralische Fortschritt auf der Erde durchweg von den organisierten Kirchen der Welt bekämpft wurde. Ich sage mit vollster Überzeugung, dass die in ihren Kirchen organisierte christliche Religion der Hauptfeind des moralischen Fortschrittes in der Welt war und ist. Vielleicht klingt das etwas überzogen. Aber wie war es denn im Mittelalter? Wären wir nicht heute noch im Mittelalter, wenn es keine Aufklärung gegeben hätte?
Haben wir heute nicht andere Probleme als vor 2000 Jahren? Was sagt die Bibel zu Problemen wie der Zerstörung der Umwelt oder der Überbevölkerung? In der Bibel lesen wir "Machet Euch die Erde untertan" und "Gehet hin und vermehret Euch"? Lösen wir damit Probleme?“
Dem habe ich nichts hinzuzufügen.
Hubert